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Die Macht ist keine Fähigkeit, die man besitzt ...

 

"Star Wars"-Star Mark Hamill versteht neuen Luke Skywalker nicht

 

Christin Ehlers

Würde ein "König der Löwen"-Remake mit Benedict Cumberbatch notfalls aus eigener Tasche zahlen.

Seit wenigen Tagen läuft "Star Wars: Die letzten Jedi" in den Kinos und spaltet mit ungewöhnlichen kreativen Entscheidungen die Fan-Gemeinde. Selbst die Darsteller sind offenbar hin- und hergerissen vom neuen Ansatz der Sternensaga – insbesondere "Star Wars"-Veteran Mark Hamill alias Jedimeister Luke Skywalker.

 

Achtung, Spoiler!

Im Folgenden gehen wir genauer auf die Storyelemente aus "Star Wars: Die letzten Jedi" ein.

 

Mark Hamill ist ein Urgestein der "Star Wars"-Saga. In den drei ersten Teilen, die den Mythos von 1977 bis 1983 begründeten, spielte er den Protagonisten Luke Skywalker. Die Ideen von Regisseur und Autor Rian Johnson zur Entwicklung von Luke in "Die letzten Jedi" versteht Mark Hamill jedoch anscheinend nicht besonders.

"Ich habe zu Rian gesagt: 'Jedis geben nicht auf!'"

Vor allem eine gewisse Entscheidung von Johnson verwunderte Mark Hamill. "Star Wars"-Kritiker/Fan JarJar Abrams hat dazu ein kurzes Interview-Video mit Hamill auf seinem YouTube-Kanal gepostet. O-Ton Mark Hamill über "Die letzten Jedi" und Rian Johnson:

 

Ich habe zu Rian gesagt 'Jedis geben nicht auf'. Ich meine, selbst wenn Luke ein Problem gehabt hätte, würde er vielleicht ein Jahr oder so daran arbeiten und sich neu ordnen, aber wenn er einen Fehler gemacht hätte, würde er versuchen, ihn auszumerzen. An diesem Punkt hatten wir [Hamill und Johnson] fundamentale Differenzen.

Mark Hamill

 

"Star Wars: Die letzten Jedi" mit neuem Luke Skywalker

Mark Hamill nimmt damit Bezug auf die Situation Lukes zu Beginn von "The Last Jedi". Der ehemals todesmutige und selbstbewusste Jedimeister führt nach einem Schicksalsschlag ein einsames Eremitenleben auf einem abgelegenen Planeten. Den Orden der Jedi, dem er sein halbes Leben lang gedient hat, will Luke nun abschaffen.

Allerdings scheint Mark Hamill auch akzeptiert zu haben, dass er annehmen muss, was von anderen entschieden wird. "Es ist nicht mehr meine Geschichte, es ist die von jemand anderem und Rian brauchte mich in einer bestimmten Weise, um die Story effektiv zu Ende bringen zu können. Das ist die Crux an meinem Problem. Luke hätte so etwas einfach nie gesagt."

Mark Hamill ist noch nicht komplett überzeugt

Offenbar scheint Mark Hamill noch sehr an "seinem" Luke Skywalker zu hängen, den er in den Episoden spielte, bei denen noch George Lucas das Sagen hatte. "Das hier ist die nächste 'Star Wars'-Generation. Ich musste über Luke fast wie einen neuen Charakter nachdenken. Vielleicht ist er 'Jake Skywalker', aber er ist nicht mehr mein Luke Skywalker." Doch er habe am Ende das getan, was Rian Johnson von ihm wollte, da es dessen Geschichte geholfen habe.

"Ich habe es noch immer nicht komplett akzeptiert, aber es ist nur ein Film. Ich hoffe, dass die Zuschauer ihn mögen werden. [...] Ich glaube wirklich, dass Rian genau der Mann war, der für den Job [Episode 8] benötigt wurde."

vgl. https://www.turn-on.de/primetime/news/die-letzten-jedi-star-mark-hamill-versteht-luke-nicht-mehr-335910

 

 

 

Meine Gedanken:

Star Wars VIII läuft zur Zeit auf den TV-Schirmen an. Zeit also, meine Gedanken dazu kurz darzustellen. Ausgang war das oben skizzierte Problem von Mark Hamill, der die Figur, die er darzustellen hatte, selbst "nicht mehr verstand".

 

Prolog im Himmel

Endlich, endlich: Die Star Wars Saga ist im Recht der USA angekommen: nicht mehr das "Blut", sondern vielmehr der Boden bestimmt, wer man ist: Amerikaner oder Ausländer. (Wir erinnern uns: Wer in einem us-amerikanischen Flugzeug geboren wird, ist US-Amerikaner). Das Jus solis, das Nordamerika Europa vormachte und dann Europa nach und nach inspirierte (Deutschland ging im Jahr 2000 mit dem "Optionsmodell" der Tendenz nach zum Jus Solis über), wird von der aktuellen us-amerikanischen Administration in Frage gestellt. Daher ist gut, dass die populäre Saga endlich den Schritt gegangen ist: Nicht mehr das Blut bestimmt einen Jedi, sondern es sind - nun ja - die Kompetenzen, die man erwirbt. Es ist Mark Hamill alias Luke Skywalker selbst, in dessen Blut in Episode IV noch bestimmte "Jedi-Partikel" gefunden wurden, der in 2017/18 die Weltöffentlichkeit mit dem Gegenteil überrascht.

Nun, Mark Hamill spielt in Star Wars VIII tatsächlich noch nicht einmal Luke Skywalker, sondern einen schlecht gelaunten Schauspieler Mark Hamill, der - nach eigener Auskunft - die erzählte Geschichte selbst nicht verstanden hat (siehe oben).

 

Die Gretchenfrage

Dem Zuschauer musste die doppelte Enttäuschung - eine Zumutung gerade für jugendliche Star Wars Fans! - homöopathisch beigebracht werden: Als Rey Mark Hamill (der den neuen Skywalker nicht verstanden hat) das Lichtschwert überreicht, wirft er es achtlos, verachtend hinter sich (Rey entdeckt zudem den in der unruhigen See untergegangenen X-Wing-Fighter). Die nächsten 45 Minuten glaubt und bangt der Zuschauer jedoch, dass es nur den entsprechenden Trigger benötigt, um Mark Hamill dazu zu bewegen, in den Kampf zu ziehen. Aber Pustekuchen! Er bleibt zurück. Erst der alte Yoda muss ihm erklären, dass die Weisheit nicht in den Büchern, sondern im Leben zu finden ist.

Zwischenzeitlich widersetzt sich Kylo Ren seinem Herrn Snape, Führer der "Ersten Ordnung" (nun ja, dem Teufel). Neue Hoffnung. Für Rey. Für den Widerstand.

Jedoch tritt Mark Hamill erst in dem Moment auf, in dem Prinzession Leia Organa feststellt: "Der Funke ist erloschen" (also reichlich spät). C-3PO aber erkennt: "Master Luke!"

Jetzt, am Ende der Episode (nach dem Unentschieden in der offenen Feldschlacht)  kommt es dann doch zu einer Reminiszenz auf Episode IV: So wie damals der „alte Ben“ seinem großen Widersacher als Geist gegenübertrat und im richtigen Moment den imaginierten Körper verlässt, so erscheint Mark Hamill dann doch dem großen neuen Widersacher der Rebellen, Kylo Ren, als Imagination. Was dann aber doch die Zufriedenheit der jugendlichen Kinogänger heute ein wenig erklären kann: Dass sich die „Erste Ordnung“ einen bösen Anführer ganz nach dem Geschmack von Joanne K. Rowling gegeben hat (Und Disney damit Star Wars quasi als Fortsetzung von Harry Potter verfasst hat). So geht das: die Kulturindustrie schreibt sich genreübergreifend selber fort (Lukes Imagination hat im Vergleich zu der von Ben jedoch die Kraft, über Lichtjahre hinweg zu erscheinen). Ein letzter Satz, jetzt von Luke: "Ich werde nicht der letzte Jedi sein!"

 

P.S. Offen bleibt dann nur noch die Frage, ob es allein die "asiatisch-chinesisch anmutende" späte Heldenfigur, Rose, in Episode VIII schafft, mit ihrem sozialen, weil militärischen Aufstieg gemäß der amerikanischen Erzählung seit dem 6. April 1917 - sagen wir: von der iPhone-Zusammenschrauberin bis zum Fliegerass - bis zu 1,4 Milliarden Chinesen zu überzeugen, Star Wars und Amerika zu mögen?

P.P.S. Am Ende sind es Kinder auf dem "Spielcasino-Planeten", die ohne je mit dem Blut der Jedi in Berührung gekommen zu sein, die Macht in sich spüren und im Vorgriff auf das Kommende den hölzernen Besen (der Unterdrückung) als Lichtschwert imaginieren.